Kollektiv für bewegte Livebilder
Die VJs „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ im
Porträt
Installationen? Konzeptkunst? „Livekunst“? Kunst? Das VJ
(Videojockey)-Kollektiv um die beiden professionellen Grafiker „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ versetzt
einen bei ihren Performances mit ihren genreübergreifenden Elementen
schon in Staunen – gesetzt den Fall sie fallen einem bei all ihrem
Understatement auch auf.
Denn die beiden bei ihren Performances allein zu erblicken, erweist sich
als schwierig. Ausgestattet mit Laptops, Mixern, Live-Cams und Videoplayern
verstecken sie sich doch meistens in den dunklen Ecken der Clubs elektronischer
Musik. „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ legen
ihren Fokus auf die „visuelle und grafische Gestaltung“ von
Partys und Events, synchronisieren ihre hektisch anmutenden, chiffrierten
Bilder mit dem Takt der Musik des DJs auf großen Leinwänden
und schaffen eine unvergleichliche akkustisch-visuelle Symbiose.
„schönere Welt!“, bürgerlich Sven C. Steinmeyer, wusste
sich dabei bereits für digitale Kommunikationstechnologien zu begeistern,
als - die Mutter aller Computer – der C64 von Commodore noch nicht
einmal auf dem Markt war. Nach seiner Studium in Gestaltung kann er durch
eigenständige Arbeit auf vielerlei namhafte Projekte zurückblicken,
im Museen wollte er sich selbst jedoch nie so richtig sehen. Auch „Heiligenblut“ (Manuela
Leu), eigentlich Webdesignerin, fühlt sich mit ihrer Kunst auch
mehr in Clubs heimisch.
Das Konzept, den DJs in ihrer auditiven Wirkung mehr Ausdruck zu verleihen,
klappt jedenfalls prächtig: So konnte man ihre Performances schon
bei Shows von Persönlichkeiten wie „2raumwohnung“, „aphex
twin“ oder auf großen Events wie „Rave on Snow“ begutachten
- ein Mangel an Aufträgen herrscht jedenfalls nicht! Denn erstaunlich
effizient gelingt ihnen die Verbindung der Medien Musik, Klang, Ton,
Bild, Video und Interaktivität – nicht selten wird ein Kopf,
der im Projektionsstrahl der Beamer steht, mit ins Konzept eingebunden.
Im Vordergrund steht jedoch immer noch schlicht die Verstärkung
der Musik. „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ stimmen
dabei ihre Visuals auf die Klangästhetik ab, vermischen die Emotionen
der Besucher und laden selbst beim hektischen Treiben eines Clubs zum
kontemplativen Betrachten der Bilderflut ein.
Ein vorgefertigtes Konzept besteht dabei selten, das meiste überträgt
sich über die Musik und die Emotionen von selbst auf die Künstler,
die analog dazu ihre Interpretation der Ereignisse visuell ausdrücken.
So findet man auf den meditativ monotonen Beats eines Techno-DJs dann
auch systematisch zerhackte, qualitätsreduzierte Bildersequenzen.
Intuitiv werden die Emotionen aufgesaugt, verarbeitet und an die Besucher
zurückgegeben – die Visuals sind stets Spiegel ihrer selbst.
Wer das audiovisuelle Spektakel miterleben will, sollte vom 1. bis 3.
Juli das „Contact Europe Festival 2004“ im ehemaligen „Cafe
Moskau“ in Berlin besuchen – neben „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ nehmen
dabei VJs aus allen Teilen der Welt teil. Die-Szene wächst, ja ist
unter allen neuen Kunstformen vielleicht die interessanteste, zukunftsträchtigste.
Weitere Informationen unter:
www.swelt.com
www.heiligenblut.de
schönereWelt!
im alten fruchthof
gotzingerstrasse 52-54
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