entwicklung
 

 

A&A Kunstzeitung, Munich
An articel based on a interview with Sven Steinmeyer and
Manuela Leu aka schönereWelt! + heiligenblut. 05, 2004.


Kollektiv für bewegte Livebilder

Die VJs „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ im Porträt

Installationen? Konzeptkunst? „Livekunst“? Kunst? Das VJ (Videojockey)-Kollektiv um die beiden professionellen Grafiker „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ versetzt einen bei ihren Performances mit ihren genreübergreifenden Elementen schon in Staunen – gesetzt den Fall sie fallen einem bei all ihrem Understatement auch auf.
Denn die beiden bei ihren Performances allein zu erblicken, erweist sich als schwierig. Ausgestattet mit Laptops, Mixern, Live-Cams und Videoplayern verstecken sie sich doch meistens in den dunklen Ecken der Clubs elektronischer Musik. „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ legen ihren Fokus auf die „visuelle und grafische Gestaltung“ von Partys und Events, synchronisieren ihre hektisch anmutenden, chiffrierten Bilder mit dem Takt der Musik des DJs auf großen Leinwänden und schaffen eine unvergleichliche akkustisch-visuelle Symbiose.
„schönere Welt!“, bürgerlich Sven C. Steinmeyer, wusste sich dabei bereits für digitale Kommunikationstechnologien zu begeistern, als - die Mutter aller Computer – der C64 von Commodore noch nicht einmal auf dem Markt war. Nach seiner Studium in Gestaltung kann er durch eigenständige Arbeit auf vielerlei namhafte Projekte zurückblicken, im Museen wollte er sich selbst jedoch nie so richtig sehen. Auch „Heiligenblut“ (Manuela Leu), eigentlich Webdesignerin, fühlt sich mit ihrer Kunst auch mehr in Clubs heimisch.
Das Konzept, den DJs in ihrer auditiven Wirkung mehr Ausdruck zu verleihen, klappt jedenfalls prächtig: So konnte man ihre Performances schon bei Shows von Persönlichkeiten wie „2raumwohnung“, „aphex twin“ oder auf großen Events wie „Rave on Snow“ begutachten - ein Mangel an Aufträgen herrscht jedenfalls nicht! Denn erstaunlich effizient gelingt ihnen die Verbindung der Medien Musik, Klang, Ton, Bild, Video und Interaktivität – nicht selten wird ein Kopf, der im Projektionsstrahl der Beamer steht, mit ins Konzept eingebunden.
Im Vordergrund steht jedoch immer noch schlicht die Verstärkung der Musik. „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ stimmen dabei ihre Visuals auf die Klangästhetik ab, vermischen die Emotionen der Besucher und laden selbst beim hektischen Treiben eines Clubs zum kontemplativen Betrachten der Bilderflut ein.
Ein vorgefertigtes Konzept besteht dabei selten, das meiste überträgt sich über die Musik und die Emotionen von selbst auf die Künstler, die analog dazu ihre Interpretation der Ereignisse visuell ausdrücken. So findet man auf den meditativ monotonen Beats eines Techno-DJs dann auch systematisch zerhackte, qualitätsreduzierte Bildersequenzen. Intuitiv werden die Emotionen aufgesaugt, verarbeitet und an die Besucher zurückgegeben – die Visuals sind stets Spiegel ihrer selbst.
Wer das audiovisuelle Spektakel miterleben will, sollte vom 1. bis 3. Juli das „Contact Europe Festival 2004“ im ehemaligen „Cafe Moskau“ in Berlin besuchen – neben „schönereWelt!“ und „Heiligenblut“ nehmen dabei VJs aus allen Teilen der Welt teil. Die-Szene wächst, ja ist unter allen neuen Kunstformen vielleicht die interessanteste, zukunftsträchtigste.

Weitere Informationen unter:
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www.heiligenblut.de

 

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