How to DCP oder: das “Video zu Film ins Kino bringen”-Manual
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Da es dieses Jahr zwar das erste mal war aber nicht das einzige mal blieb das unsere bewegten Bilder ins Kino kamen, möchte ich hier eine kleine, kompakte Anleitung schreiben und das mühsam erarbeitete Wissen teilen, wie ein Video so aufbereitet wird, das er wunderbar “auf der ganz großen Leinwand” läuft. Natürlich gibt es für alles Software und mit Geld kannst Du alles kaufen, aber es geht eben auch immer anders und dank Open-Source einen Weg kostenlos und gratis ein “kinofähiges” DCP-File zu erstellen.

Auf Zelluloid gebannt und unbekannte Farbräume

Video und Kino verhält sich traditionell ja ein wenig konträr: wir erinnern uns an legendäre Schlagworte wie 35mm, Film und “auf Zelluloid gebannt”. Die Geschichte des Kino hatte parallel zur Fotografie ebenfalls die Entwicklung vom analogen ins digitale Zeitalter genommen, wenn auch etwas später. Auf technische Details, wenn auch zugegeben spannende Details wie z.B. dem XYZ-Farbraum, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen und beschränke mich auf den reinen Ablaufprozess um einen Video der mit den gewohnten Tools (Lightworks, Premiere, AfterEffects, etc.) erstellt wurde zu (digitalen) “Film” fürs Kino zu konvertieren.

Video killed the Cinema,
OpenSource siegt über Propriotär: die Werkzeuge

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Im Zentrum des Workflow steht das kleine, aber feine Tool OpenDCP, verfügbar für Windows, Linux und MacOS. Das macht alles was notwendig ist. Natürlich gibt es auch kommerzielle Lösungen wie easyDCP Creator vom Fraunhofer Institut – an welchen seinerzeit auch das mp3-Format erfunden wurde und damit die Online-Revolution der Musik ausgerufen – allerdings ist das mit über € 2.300,- nicht gerade ein Schnäppchen und kam für unseren Zweck und Bedarf damit nicht in Frage.

Vorab gilt es zu beachten das wir im DCP-Kino-Format – 35 Milimeter lassen grüßen – traditionell nur 24 Bilder pro Sekunde haben, während Video in der Regel mit 25 Bilder je Sekunde bzw. “Frames per Second” (fps) im Vollbild hat (also “progressiv”, keine (“Interlaced”) Halbilder). Das ist wichtig da sonst irgendwann Bild und Ton nicht mehr syncron laufen. Das summiert sich: nach 25 Sekunden Video bzw. “Film” hängt der Ton dann schon eine Sekunde hinter, also obacht! Im Zweifelsfall einfach den Ton bei gleicher Tonhöhe minimal “pitchen” (schneller machen). Darum im folgenden auch immer auf die Anzahl der Frames achten, OpenDCP zeigt diese immer brav an. Im Zweifel einfach den Video nochmals mit 24fps exportieren und die Tonspur extrahieren.

Das Bild bzw. der Video liegt meisten in FullHD mit 1920 x 1080 Pixel vor, das lässt sich – mit minimalen Rand – direkt in das “Cinema 2K”-Format (1998 x 1080 Pixel “Flat” bzw. 2048 x 1080 “Full”)  bringen. Wurde in voller “UltraHD” oder auch UHD genannt mit 3840 × 2160 Pixel produziert bietet sich natürlich das “Cinema-4K”-Format an. Allerdings wird da der Rand etwas größer, weil im 4k-Cinema Full Flat-Format die Anzahl der Bildpunkt 4096 3669 x 2160 beträgt, d.h. größerer Rand als bei HD-zu-2k, unschön “stretchen” oder skalieren und beschneiden… Alternativ einfach gleich in der richtigen Auflösung arbeiten. Auf der sicheren Seite steht wer eine Auflösung von 1998 x 1080 (Kinostandard 2K; 1 : 1,85; flat) verwendet, nicht alle Kinos verwenden 4k-Beamer-Projektoren

Der Weg ins Kino in der Praxis:
Von Video zu Film in acht Schritten

Als erstes das besagte OpenDCP runterladen und installieren und zur Bearbeitung der Tonspur brauchen wir das feine Audio-Tool Audacity dann geht der Rest ganz einfach in folgenden Schritten: OpenDCP-Tool-zum-erstellen-von-Kinofilmen-UI-Screenshot

  1. Den gewünschten Video als Bildsequenz exportieren. Ich präferiere seit jeher das TIF-Format, BMP oder DPC gehen aber auch. Das geht z.B. mit Premiere über den normalen Export.
  2. Danach exportieren wir auf dem gleichen Weg die Tonspur als unkomprimiertes WAV in Stereo mit 48kHz bei 24bit Auflösung.
  3. Zur Optimierung bzw. Vorbereitung der Tonspur erst
    1. das WAV-File in Audacity öffnen, dann
    2. links oben neben der Hüllenkurve auf das kleine Pfeilchen nach unten klicken um die “Stereospur aufteilen”, nun gibts zwei Mono-Spuren
    3. Doppelklick auf die erste Spur oben um selbige auszuwählen (linker Kanal) und unter “Datei” auf “ausgewähltes Audio exportieren” gehen um selbiges mit einem aussagekräftigen Namen (z.B. “MeineTonspur….1-Links.wav”) zu speichern. Wichtig: wir brauchen ein 24bit Wav! Das geht über “andere unkomprimierte Dateien”, dann als Header “WAV (Microsoft)” und als Encoding “Signed 24-bit PCM” einstellen. Steht zwar .aiff ist aber ein .wav
    4. Dannach – der aufmerksame Leser ahnt es bereits – wiederholen wir das gleiche mit der zweiten, rechten Tonspur, in Audacity unter der ersten zu finden und nennen diese “….2-Rechts.wav”
    5. Damit sei Bearbeitung unserer Tonspur abgeschlossen. Interessant ist an dieser Stelle noch das wir auf dem gleichen bzw. ähnlichen Weg nicht nur Stereo sondern auch 5.1-Surround-Sound oder gar 7.1-Sound, mehrere Tonspuren (z.B. für verschiedene Sprachen) und ähnliches ins Kino bringen können. Gerade Surround ist natürlich nur nur sexy sondern Standart im Kino-Saal.
  4. Dann starten wir unser OpenDCP und wandeln die TIF-Sequent ins JPEG2000-Format, hat die Endung .j2c und findet sich im ersten Tab-Reiter von OpenDCP. Wichtig: im Zweifel gilt für alle Tools immer die Default-Einstellung beibehalten und nichts verändern, außer Du weisst was Du tust…
  5. Anschließen packen wir unsere J2C-Sequenz in das MXF-Format. Das ist wohl ein Container-Format ähnlich dem Matroska, AVI oder Quicktime. Die Funktion findet sich im zweiten Tab unter “MXF”, zu wählen ist die Kategorie “JPEG2000” und ein Ausgabename.
  6. Das gleiche wiederholen wir mit unseren beiden Mono Audio-Files: gleicher Reiter (MXF) diesmal Kategorie “WAV”, Soundinput “Mono”, Sound Output soll “Stereo” geklickt sein und dann die beiden Input Files wählen, links für links (…1-links.wav) und rechts für die rechte Tonspur. Als Ausgabename bietet sich “MeinDateiname…-Audio.mxf” als Suffix an. “MDX Erstellen” klicken und fertig ist der Kinosound!
  7. Nun haben wir alles um die eigentliche DCP-Datei zu erstellen. Dazu den vierten, letzten OpenDCP-Reiter names “DCP” auswählen und vorab
    1. den “Titelgenerator” bemühen: dieser sollte selbsterklärend sein und besser nicht überspringen da ansonsten der Kino-Techniker euren Film nicht richtig zuordnen kann und es schwer werden kann diesen am Kino-Server zu finden, darum sich etwas Zeit dafür nehmen…
    2. Danach die Bildspur (das Video .mxf wählen) und die Tonspur (“…-Audio.mxf”) auswählen. Jetzt zeigt sich ob Bild un Ton syncron sind: weicht die Anzahl der Frames ab (weil 24 vs. 25 fps…), seht Ihr das jetzt und dann ist an dieser Stelle auch Schluß und ihr müsst eure Tonspur nochmal optimieren und wie oben beschrieben auf Reihe kriegen…
    3. Wenn alles stimmt noch kurz “MXF kopieren” wählen und dann genußvoll auf “DCP erstellen” klicken.
  8. Fertig ist Dein Kinofilm!

Bevor der menschliche Abspieler im Technikraum des Kinos schimpft, empfiehlt sich die kostenlose (Testversion) der Fraunhofer Player namens easyDCP Player den es hier zum download gibt, die Registrierung läßt sich freundlicherweise überspringen. Der Player spielt nur die ersten 15 Sekunden ab, aber das reicht um zu sehen ob der Film überhaupt läuft. Außerdem gibt er informative Meldungen aus wie beispielsweise:

Code 35189 from Mi Nov 01 20:01:14 2017:

Audio and video length does not match.

Audio track duration is 00:01:59:21

Video track duration is 00:02:00:00

Was nun für mich und jetzt heißt, die Tonspur fixen weil drei Frames fehlen und diesen Post beenden… ;)

Über weitere Tipps & Tricks, Erfahrungen und Kommentare freuen ich mich und wünsche viel Spaß!

Wer noch tiefer in das Thema einsteigen möchte, findet hier auf The Film Bakery eine umfangreichere Beschreibung auf englisch und viele weitere Details zum Thema. Das “cinema”-Foto ist von Pedro und unter CC-BY-2.0 Lizenz veröffentlicht.

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