ok, hier drei fragen:
– Schönere Welt steht für deine grafischen und visuellen Künste. Du realisierst Arbeiten *****u.a.***** für Miss Kittin, Stereogarten, den Harry Klein Club, (2raumwohnung ***** BITTE LÖSCHEN, das war nur mal ein flyer und livr visuals) nenne doch stock5 dafuer, die machen gerade viel interessantes und den flokati house club, der ist legendaer und visuell betreut seit 1999***** , escorteaze, Pastamusik und bist auch als VJ in Clubs unterwegs. Wie ist dein Verhältniss zu elektronischer Musik und siehst du eine grafische und visuelle Richtung, die diese Musik begleitet? Bei HipHop etc. spricht mancher von Lifestyle, denkst du, dass die elektronische Musik auch für einen Lifestyle steht?
Von einem “elektronischen Lebenstill” zu sprechen ist mehr als berechtigt. Sicherlich gilt das nicht für zur Pop-Musik mutierten mainstream “Techno”. Aber gerne erinnere ich mich an meine erste “elektronische party” 1991 in Berlin, die Love Parade und das erste hören, sehen und vorallem erleben elektronischer Kultur. Als Technikbegeisterter und Ex-Computer Nerd im zarten Kinderalter, konnte ich nie verstehen wesshalb die Menschen versuchten reale Instrumente auf dem Computer möglichst authentisch zu simulieren (“Das klingt doch fast wie eine echte Gitarre..”), anstatt die möglichen neuen Klangspektren auszufahren. Auf einmal ging das und die Technik wurde Mittel zum Zweck und teilweise auch Mittelpunkt. Gerade in der visuellen Entwicklung ist und war es offensichtlich wie neue Techniken & Tools neue Formen ermöglichen und teilweise sogar neue Richtungen oder Design-Trends provozieren. Beim HipHop ist es ähnlich, Musik, Grafitti, Tanz, etc. und ich wundere mich immer noch darueber das es heute Caps (Sprühköpfe für Farben) und extra dicke Marker in Shops zu kaufen gibt und sie nicht mehr, wie wir noch früher, mühsam von Deos gesammelt oder selbst umgebaut werden muessen.. Auch wenn das in erster Linie kommerzielle Aspekte einer wachsenden oder gewachsenen (ehemaligen) “Subkultur” sind, so sind dahinter doch Menschen die den Bedarf aus der Nähe zu der Kultur erkennen und auch das ist Beleg für eine eigene Kultur, beim HipHop wie in der Elektronik. Die visuelle Richtung elektronischer Musik war früher offensichtlicher als heute. Hautmotivation zur Gründung von schönereWelt! 1993 war die Lust Flyer zu gestalten. Das war damals ein unglaublich experimentelles, freies und neues Feld, anders als alles was war. Auf einmal hat sich alles was hip sein wollte auf “Techno-Schriften” geworfen und war der Meinung wenn die Schrift unlesbar ist, ist das ganz modern. Die Grafik elektronischer Kultur hat die gesamte Design Welt veraendert und ist nachwievor oft vorne dran, auch wenn das heute nicht mehr so klar zu sehen ist, da sich die Genres gefaechert haben und es eben auch teilweise Mainstream wurde. Andererseits sieht Playstation aus wie der tollste Club, und die hippsten Parties erscheinen in der Anumt einer Todesanzeige.
The Interview Artwork by schönereWelt! (Download as pdf)
– Dein Motto ist ein Zitat von Pippi Langstrumpf: “Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt!” Wie sieht diese deine schönere Welt konkret aus? Welche Träume möchtest du noch realisieren?
Wohl so einfach und naiv wie die von Pipi: Mein Traum war, mein Ding zu machen, mit Leuten mit denen ich gerne Zeit verbringe, mit Freunden – für Kunden und Projekte die das zu schaetzen wissen, vertrauen können und ebenfalls ihr Ding machen und das entsprechend idealistisch. Konkret heisst das, ich muss nicht morgens in eine stinkende U-Bahn um ungluecklichen Menschen in ihre frustrierten Gesichter zu blicken, ich muss mich nicht für Meetings oder Kunden schicke machen – ich mag keine Krawatten. Ich kann mir jeden Tag gestalten und bin Herr über meine eigene Zeit – das ist wahrer Reichtum. Mein Netzwerk sind meine Freunde. Dienstleister muessen nicht die billigsten & besten sein, sie muessen auch menschlich bestehen. Produzenten muessen Sweatshop frei sein und wenn die Backereiverkäuferin, auch wenn sie noch so nahe am Office liegt, unfreundlich ist gehe ich nicht mehr hin. Eigentlich genau das was jeder machen sollte und gerne machen wuerde, aber es ist nicht immer der einfachste & bequemste weg.. Ich bin in der gluecklichen lage meinen Lebensraum selber zu gestalten. Eigentlich kann das jeder, nur die wenigstens machen es oder trauen sich. Würde jeder seine Welt nur ein wenig gestalten, die Welt währe für uns alle schöner. Das ist das wichtigste und das ist auch das was ich meinen Praktikaten mit auf den Weg geben möchte, auch wenn sie sich dannach nie wieder in ein “konventionelles Berufsbild” einfügen können, ist es mir wichtig das die Leute sehen das es auch so geht und dann gehen und sich selbststaendig machen. Um ihre Welt zu gestalten. So wird es schwierig neue Träume zu träumen. das ist auch gleichzeitig ein Problem! Im grunde einfach: Ich moechte mehr finanzielle Unabhaenigkeit um mehr Zeit in eigene Projekte zu investierern und mein Netzwerk ebenfalls unabhaeniger von “konventionellen Kunden” machen zu können. Ich möchte noch mehr Menschen auf den “schöneren Weg” bringen und dabei unterstuetzen. Ironischerweise würde ich auch gerne wieder mehr “konventionelle Auftraege” bearbeiten, da ich das arbeiten innerhalb definierter Grenzen als Herausforderung ansehe und es letzlich auch einfacher ist als ständiges “Mach was Du willst” mit 100% Freiheit. Und natuerlich noch mehr, viele schöne und spannende arbeiten für und von glücklichen Menschen machen! Das mag alles naiv klingen, aber es geht.
– Du bist Teil eines Live Visual VJ Colletive. Kannst du uns Heiligenblut erklären?
Heilgenblut.de ist ein Projekt von Manuela Leu, die gifschleuder ;) das seit 1999 laeuft und seitdem mehrere Zyklen bildet und stetig weiterwächst. Das VJ-Kolletiv von Manuela Leu und mir heisst SalzderHelden.tv Inspiriert durch meinen ehemaligen Partner Georg Dümlein aus Weimar und seiner VJ-Crew genericPreset kam ich als Kamerakind mit zum VJ’ing ins Ultraschall. Von den Moeglichkeiten begeistert habe ich dann gemeinsam mit Manu begonnen Live Visuals in den Clubs zu erzeugen. Erst spaeter erkannte ich die wahre bzw. für mich interessanteste Möglichkeit: Seit jahren Grafik bis vor den Club tragen, aber nicht hinein. Und so begannen meine Flyer Designs zu leben, auch im Club. Wahrend Manuela Leu aka Heiligenblut mehr bildlich & antikonzeptionell arbeitet, liebe ich klare grafische Formen, einfach oder auch mal ueberladen. Das ist eine wundervolle Symbiose in Echtzeit am Mischer im Club, angereichtert durch zahlreiche kleine Gadgets und Spielereien welche wiederum eine Verbindung zur Seele der Maschine bildet. Soll heissen, den Maschinen Spiel- und Gesaltungsraum laesst. Bestenfalls laeuft dann nach Stunden Live Setup irgendetwas von dem eingentlich keiner mehr genau weiss wie und woher das jetzt kommt, aber egal was wir machen, aber diesem Punkt ist dann alles schön. Schade daran ist nur die immernoch oft mangelnde Anerkennung. Schade wenn Leute kommen und fragen ob wir mal lauter machen koennen.. Aber der Status der visuellen Künstler in der elektronischen Musik wächst glücklicherweise, wenn auch langsam. Daher sehe bzw sehne ich mich mittlerweile auch dannach hin- und wieder etwas ausserhalb der Clubs, beispielsweise im Kunst-Kontext oder aehnliches zu machen, in einem Rahmen in dem das Bild & seine Bewegung im Vordergrund steht. Seit diesem Jahr konnten wie uns auf einen Namen einigen und das ehemalige schönereWelt! + heiligenblut vj-team heisst nun salzderHelden.tv und versteht sich als vj-Kollektiv initiiert von Manu und mir als freie Plattform auf welcher auch andere die Moeglichkeit zu live visuals erhalten. Viele unserer kollegen & freunde habe interesse aber trauen sich nicht, tolle grafiker, filmleute und aehnliche. Unendliche Moeglichkeiten voll ergieber Kooperation. Auch workshops denken wir an. Und wie gesagt, den Sprung raus aus den club, hinein in freie Felder – im Wald auf einem illegalen Fest hatten wir schonmal projeziert – Gebauede, Museen, öffentlicher Raum. Den auch das ist Welt die gestaltet schöner werden kann!
vielen dank für ausführliche antworten lg, florian Am 24.05.2005 um 19:14 schrieb Sven C. Steinmeyer: > fein. > freut mich. > muss eigentlich weg. > aber las’ ma anfangen mit dem interview. > irgendwie geht das schon, > irgendwo werd ich auf dem weg schon immer mal wieder netz finden, notfalls via gsm.. > > wo kommt das denn dann hin, > folgeseite? > > erste frage: > > ;) > > –On Dienstag, 24. Mai 2005 18:18 +0200 fanzine <@fanzine.ch> wrote: > > >> >> gefällt mir! wenn es ok ist für dich, kannst du mir die vollaufgelöste >> version via http://www.dropload.com/ mailen >> >> >> darf ich dir mit dir noch ein kurz-interview via mail machen als zusatz >> zum visuellen beitrag? >> >> >> lg florian >> >> >> >> >> Am 24.05.2005 um 15:27 schrieb Sven C. Steinmeyer: >> >> >> ich schicke dir mal -ganz leise- die preview rueber von dem letzten stand >> fuer die eingetlich letzte ausgabe.. wollte allerdings die “botschaften” >> noch etwas aendern, ergaenzen, etc. aber wie gesagt, habe etas angst >> damit jetzt anzufangen da ich noch das ein und andere brennende >> fertigmachen muss vor abfahrt… >> >> >> generell, >> dachte mir da fanzine ja recht schlicht und viel weiss, waehre ein >> “auflockernde” nahezu vollflaechige teaser seite nicht verkehrt >> >> >> preview is attached